Workshop „Wald und Wild im Klimawandel“
Das Kuratorium Wald hat in Kooperation mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus am 19.11.2019 zu einem Expertenworkshop eingeladen, der sich mit der Umsetzung des Bergwaldprotokolls der Alpenkonvention auseinandersetzte. Schwerpunkt dieses Workshops war die Rolle des Bergwaldprotokolls (Art 2) in Bezug auf die Wald-Wild-Frage unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels.
Insgesamt 40 Personen aus unterschiedlichen Fachgebieten fanden sich am 19. November 2019 im Oktogon Am Himmel in Wien ein, um ausführlich über die aktuelle Situation hinsichtlich des Wildeinflusses auf den Wald, die Rolle der Jagdwirtschaft sowie die Herausforderungen der Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels zu diskutieren. Ziel dieses Workshops war es, den Anstoß zu einem Dialog unterschiedlicher Interessensgruppen zu geben und gemeinsame Lösungsansätze zu erörtern.
Download der Vorträge
Insgesamt sieben Vorträge mit anschließender Diskussionsrunde unter Teilnahme sämtlicher Gäste wurden an diesem Tag abgehalten.
„Rechtliche Anforderungen des Bergwaldprotokolls“ (Paul Kuncio, Kuratorium Wald)
„Herausforderungen, Gefahren und Chancen des Waldes im Klimawandel“ (Norbert Putzgruber, Österreichischen Bundesforsten)
„Schutzwald im Klimawandel“ (Alexander Starsich, BMNT)
„Wildeinflussmonitorings (WEM) und präsentierte aktuelle Ergebnisse des WEM 2016-2018“ (Heimo Schodterer, BFW)
„Wildeinfluss und Forstwirtschaft“ (Sylvia Scherhaufer, Die Generalsekretärin des NÖ Jagdverbandes)
„Sicht des ökologischen Jagdverbandes“ (Franz Puchegger, Obmann des Ökologischen Jagdverbandes Österreich)
„Wildmanagement Gailtaler Alpen II“ (Horst Leitner vom Büro für Wildökologie & Forstwirtschaft)
Zusammenfassung & Erkenntnisse
In den Diskussionen wurde gemeinsam festgestellt, dass die Schalenwildbestände insgesamt zu hoch sind, sich aber leichte Verbesserungen erblicken lassen. Ein Teilnehmer des Workshops brachte den Einwand, dass der Grund des Einflussrückgangs des aktuellen WEM im Gegensatz zur letzten Periode nicht ein tatsächlich niedrigerer Wildstand ist, sondern das Ergebnis der geänderten Berechnungsweise.
Der Klimawandel und seine Auswirkungen erhöhen den Druck auf den Wald und muss im Lösungsfindungsprozess mitberücksichtigt werden. Fehler auf Seiten der Forst- und Jagdwirtschaft wurden eingestanden, jedoch wurde zum Teil auch eine mangelnde Verwaltungspraxis seitens der zuständigen Behörden bemängelt. Der Faktor Mensch wird zum Teil zu wenig beachtet, obwohl er als konstante Einflussgröße im Wald, beim Wild und beim Klima gilt. Aus diesem Grund wird in Zukunft auch der Tourismus und die Freizeitnutzung mehr einzubeziehen sein. Außerdem sind Wildruhezonen wichtig um Waldschäden durch gestresstes Schalenwild zu vermeiden.
Abschließend können folgende Erkenntnisse festgehalten werden:
- Schalenwildbestände müssen reduziert werden um eine natürliche Waldverjüngung mit einer standortgerechten Baumartenzusammensetzung zu ermöglichen
- Die Fütterung von Schalenwild kann auf Heu reduziert und zum Teil aufgelassen werden, da diese nicht geeignet ist um Wildschäden zu verhindern/verringern
- Ziel muss ein naturnaher Wildbestand sein
- Eine engere Zusammenarbeit von Jagd-, Forstwirtschaft, Wissenschaft/Forschung, Naturschutz, Verwaltung wird für erfolgreiche Lösungsansätze notwendig sein
- Die Jagdwirtschaft ist gefordert die alten Bejagungsmethoden zu überdenken und neue Jagdmethoden einzuführen
- Die Forstwirtschaft ist gefordert eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit natürlicher Waldverjüngung standortgerechter Baumarten zu verfolgen.
- Der Schutzwald steht aufgrund der Klimaveränderungen vor Herausforderungen und wird wegen zunehmender Wetterextreme an Bedeutung gewinnen.
- Wildruhezonen sind notwendig um dem Wild die nötige Ruhe zu bieten und um Wildschäden aufgrund von Stress zu verhindern.
Weitere Informationen zur Alpenkonvention und deren Anwendungsbereich:
Anwendungsbereich der Alpenkonvention (Perimeter),
(Download PDF, 945 KB)
GIS-Ansicht des Anwendungsbereiches der Alpenkonvention und weitere Informationen
http://webgis.alpconv.org/
Alpines Klimazielsystem 2050 der XV. Alpenkonferenz
https://www.alpconv.org/fileadmin/user_upload/fotos/Banner/Topics/climate_change/20190404_ACB_AlpineClimateTargetSystem2050_de.pdf
Gesamte Publikation zum Thema „klimaneutrale und klimaresiliente Alpen 2050“
https://www.alpconv.org/fileadmin/user_upload/Publications/Climate2050_DE.pdf