2017 – Der Wacholder
Konkurrenzschwaches aber sehr anpassungsfähiges immergrünes Gewächs
Man mag es vielleicht kaum glauben, aber der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist das weitverbreitetste Nadelgehölz der Erde. Sein riesiges weltweites Verbreitungsgebiet erstreckt sich dabei vom Flachland bis ins Hochgebirge. Da man die Pflanze sogar noch in Höhen bis 3.570 m antrifft, kann man sogar ohne Zweifel behaupten, dass Wacholder das am höchsten steigende Gehölz Europas ist. Sein europäisches Verbreitungsareal erstreckt sich von der Küste des Eismeeres im Norden bis nach Zentralspanien, der Sierra Nevada, Sizilien und dem Peloponnes im Süden.
Trotzdem trifft man den Gemeinen Wacholder nicht überall oder teils sogar nur selten in der Natur an. Dabei ist Wacholder besonders vielgestaltig und leicht zu erkennen. Er kann säulen- oder strauchförmig, in Extremsituationen auch sehr niederwüchsig und flach wachsen. Strauchförmige Exemplare erreichen dabei beachtliche Höhen von 3 – 5 m. Während der Wacholder zumeist von Grunde an verzweigt ist, sind die hauptsächlich in Wäldern vorkommenden baumförmigen Exemplare im unteren Stammabschnitt astfrei. Die Zweige des Wacholders stehen aufrecht und hängen an ihren Spitzen meist leicht über.
Aromatisch würzige und süß-bittere Wacholderbeeren in der Kulinarik äußerst beliebt
Die Jahreszeiten scheinen den Gemeinen Wacholder nur wenig zu interessieren. Zwar steuert die Temperatur das Wachstum der Pflanzen, trotzdem wächst die Pflanze das ganze Jahr hindurch. Und dafür lässt er sich durchaus Zeit – in der Regel erreichen baumförmige Exemplare in 10 Jahren lediglich einen Zuwachs von etwa 1 m. Dafür erreichen Wacholderpflanzen mit durchschnittlich 500 bis 2.000 Jahren ein außergewöhnlich hohes Alter.
Genau genommen handelt es sich bei den sogenannten Wacholderbeeren, die als gängiges Gewürz weltweit in der Küche zu finden sind, gar nicht um echte Beeren sondern um fleischige Zapfen, die die Samen enthalten. Denn anders als bei anderen Nadelgehölzen verholzen die Zapfen beim Wacholder nicht. Dadurch werden diese von Vögeln und anderen Tieren gefressen und die Samen auf diese Weise verbreitet.
Die Beerenzapfen wirken magenstärkend, blutreinigend und harntreibend, äußerlich angewendet durchblutungsfördernd. Deshalb zählte Wacholder bereits im Mittelalter zu den wichtigsten Heil- und Arzneipflanzen, und noch heute spielt die Pflanze eine wichtige Rolle in der Heilkunde.
Landschaftsprägendes Element auf offenen, sonnigen Standorten
Ein charakteristisches Merkmal des Wacholders ist sein hoher Lichtbedarf, weshalb der konkurrenzschwache „Sonnenanbeter“ vor allem offene Landschaften braucht. Besonders ärmere Standorte des Tieflands (Heidelandschaften) werden als Lebensräume besiedelt, wo er landschaftsprägendes Element wird und andere Gehölze vor Verbiss schützt. So gelingt auf beweideten Standorten z.B. der Eberesche oder der Traubeneiche oft nur im Schutz des Wacholders die Verjüngung.
Will man den Gemeinen Wacholder in der Landschaft erhalten, müssen entsprechende Flächen durch Schafbeweidung offengehalten werden. Durch diese Art der Nutzung wird eine natürliche Sukzession und somit die Wiederbewaldung und in weiterer Folge die Verdrängung der Wacholder durch Beschattung verhindert.
Mit der Nominierung des Gemeinen Wacholders zum Baum des Jahres 2017 möchte das Kuratorium Wald den besonderen Stellenwert einer naturnahen und extensiven Landnutzung für den Erhalt naturschutzfachlich wertvoller Standorte aufzeigen. Eine gemeinsame aktive Anstrengung zur Formulierung und Umsetzung von Strategien zur Förderung von extensiven Bewirtschaftungskonzepten sind daher auch weiterhin gefragt.
Der Gemeine Wacholder wird vom Kuratorium Wald gemeinsam mit dem BMLFUW am Internationalen Tag des Waldes am 21. März 2017 öffentlich als Baum des Jahres 2017 präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt wird auch eine Broschüre mit weiteren detaillierten und spannenden Informationen zum Wacholder veröffentlicht und beim Kuratorium Wald erhältlich sein.